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Qi

Einige Teile des folgenden Textes wurden meinem Buch „Qigong für Therapeuten“ (2. Auflage, VSM Verlag) entnommen.

Allgemeines

Qi (sprich [tschi]; frühere Schreibweise: Ch’i) ist einer der zentralen Begriffe des traditionellen chinesischen Denkens. Qi steht für Lebensenergie, Lebenskraft, kosmische Energie, die das gesamte Universum ausfüllt und allen Dingen Leben einhaucht.

Das Schriftzeichen für QiDas Schriftzeichen für Qi

Während die abendländische Naturwissenschaft sich in den letzten Jahrhunderten einer überwiegend materialistischen Sichtweise verpflichtet sah, war das Hauptthema traditioneller chinesischer Wissenschaften das immaterielle Qi. Zentraler Ansatzpunkt war die Beobachtung der Natur und ihrer Zeitläufe. Als Grundprinzip wurde folgende Gesetzmäßigkeit erkannt: Nichts ist stabil, nichts ist von Dauer. Alles unterliegt einem ständigen Wandel. Jahreszeiten, Tageszeiten, Regen, Sonnenschein, Kriege, Frieden, gute Ernten, schlechte Ernten ...
Im Hintergrund und als Ursache dieses ewigen Wandels postulierten Chinas Gelehrte ein dynamisches Wirkprinzip: die Lebensenergie Qi. Im Laufe der Jahrhunderte ordneten sie dem Wirken des Qi gewisse Gesetze und Manifestationen in verschiedenen Grundkräften zu. Aufgrund der allumfassenden Macht des Qi sollten die Menschen sich nicht gegen das Fließen dieser Lebensenergie stellen, sondern sich diesem so gut wie möglich anpassen.
Das Wissen von Qi und seinen Bewegungen wurde ein wichtiges Grundthema in allen traditionellen chinesischen Wissenschaften: Astronomie, Kriegskunst, Geomantie, Medizin, Astrologie, Metallurgie etc. Jedes Fachgebiet erforschte die Dynamik des Qi für seinen Bereich und bemühte sich, es verstandesmäßig zugänglich und damit nutzbar zu machen.
Qi ist kein einseitig auf den Menschen einwirkendes Prinzip: Der Mensch kann innerhalb gewisser Grenzen seinerseits die Lebensenergie beeinflussen. Die Kräfte eines Gewitters oder Erdbebens übersteigen natürlich die Möglichkeiten des Menschen; dagegen liegt es sehr wohl in unserer Macht, durch z. B. die Einrichtung eines Arbeitszimmers, durch die Wahl von gesundem Essen sowie die Beachtung ausreichender Ruhephasen nach Anstrengungen mehr Lebensenergie zu generieren.

Ausschnitt einer Akupunkturpuppe mit eingezeichneten Leitbahnen
Akupunkturpuppe mit eingezeichneten Leitbahnen und Punkten

Qi im Menschen

Der Mensch benötigt Qi zum Aufrechterhalten aller Lebensvorgänge. Ein Teil des individuellen Qi wird von den Eltern geerbt, der andere wird ständig über die Atmung, aus der Umgebung sowie über Nahrung und Getränke aufgenommen. Doch ist Qi kein „Sammelgut“: Es wird, indem es die Lebensvorgänge aufrechterhält, in seiner Qualität gemindert, verbraucht und schließlich ausgeschieden.
Das Qi fließt im Menschen entlang von Leitbahnen und Kollateralen. Diese Bahnen verbinden alle Bereiche des Organismus miteinander und versorgen sie mit Qi. Auf den Leitbahnen befinden sich Punkte über die eventuell eine Therapie möglich wäre.

Menschliches Qi unterliegt vielen unterschiedlichen Einflüssen: Die Jahreszeiten spielen eine Rolle, der Wechsel von Tag und Nacht, klimatische Einflüsse, die Qualität der Nahrung und der Getränke, wechselnde Emotionen und noch vieles mehr. Ein gesunder Mensch ist in der Lage, derartige „alltägliche“ Einflüsse auszugleichen, so dass er nicht aus dem Gleichgewicht gerät. Ist die Einwirkung aber stark oder der Mensch schon geschwächt, etwa durch ein Übermaß an Stress, kann Krankheit entstehen.

Qigong

Das Schriftzeichen für Qi (siehe oben) zeigt uns Dampf oder Dunst der über einem Reisfeld aufsteigt. Damit ist schön gezeigt, was das menschliche Qi ausmacht, was uns Menschen am Leben erhält: Atmung sowie Essen und Trinken. Durch eine energetische Brille betrachtet, hilft der Sauerstoff bei der Produktion von Adenosintriphosphat, einer mächtigen Energiequelle in unseren Zellen und Nahrung sowie Getränke helfen abseits ihrer materiellen Komponenten bei der Produktion von Bioelektrizität.

Schon vor über 2000 Jahren entdeckten chinesische Meister, dass man durch optimierte Atmung den Organismus wesentlich besser mit dem Luftsauerstoff (O2) versorgen kann. Für die Bioelektrizität wiederum gilt, dass man sie durch Übungen und egomindernde Persönlichkeitsveränderung ausgezeichnet vermehren und ihre Fließfähigkeit verbessern kann. Für diese Vorgangsweisen verwenden wir heute den Begriff Qigong.

Qigong und Egominderung

Es ist überaus wichtig, festzuhalten, dass die aktive Einflussnahme auf das Qi, etwa durch Qigong oder Taiji Quan eine für den Laien (auch Ärzte) kaum vorstellbare positive Wirkung erzielen kann. Praktizieren Menschen regelmäßig exzellentes Qigong und hervorragendes Taiji Quan und reduzieren zusätzlich merkbar ihr Ego, dann stellen sich Gesundheit und Wohlbefinden in den meisten Fällen von selbst ein.
Im Wohlfahrtsstaat brüllen fast alle nach (angeblich kostenloser) Therapie und übersehen dabei, dass die Übernahme von Eigenverantwortung und persönliches kluges Handeln viele Krankheiten gar nicht erst aufkommen lassen. Entsteht keine Krankheit, ergibt sich daraus auch keine Therapie, klingt das nicht nett?
Außerdem wird der selbstverantwortliche Mensch sich nie gegen die Energieflüsse des Universums stellen, sondern sich diesen widerspruchslos anpassen.

Das ist echte Freiheit!
Freiheit wovon?
Freiheit vom Ego natürlich!

Gerne sei zugegeben, dass dies immer nur ein Weg
für wenige „Auserwählte“ bleiben wird,
die sich für den zugegeben mühseligen Pfad,
abseits vom Mainstream, entscheiden.
Wahr ist auch, dass man viel vernünftige Energie
in das eigene Leben stecken kann:
Dann wird man reiche Ernten einfahren.
Dafür müsste man allerdings sein Hirn gebrauchen
und drastisch den Hintern heben:
Wer will das schon?

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