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Chinesische Philosophie und Spiritualität

In der chinesischen Philosophie- und Religionsgeschichte begegnen uns vorrangig drei Systeme. In China selbst entstanden Daoismus und Konfuzianismus. Aus Indien wurde vor knappen zweitausend Jahren der Mahayana-Buddhismus übernommen. Für Daoisten ist ein intuitives Erfassen der Grundgesetze des Universums entscheidend. Man spricht vom rechten Weg (Dao). Für Konfuzianer ist ein ersprießliches soziales Zusammenleben unter einer wohlmeinenden Führung das Ziel. Die chinesischen Buddhisten definieren ihre Intentionen über ein Auflösen der Begierden, um damit Freiheit vom Leiden erlangen zu können. Der Buddhismus ist in China immer als Religion zu verstehen, beim Daoismus ist dies nur teilweise der Fall. Der Konfuzianismus wurde zwar zur Staatsreligion erhoben, blieb aber fast ausschließlich diesseitsbezogen.

Schon in vorgeschichtlicher Zeit entstanden in China zwei interessante Schulen der Weltwahrnehmung, die sich über Jahrhunderte zu Naturwissenschaften entwickelten. Geschehnisse der Natur und ihre Wirkung auf den Menschen wurden auf (neutrale) Kräfte des Universums zurückgeführt und nicht auf das Wirken von Göttern, Geistern oder Dämonen. So entstanden: das System von Yin und Yang (Yinyangjia) sowie das System der Fünf Wandlungsphasen (Wuxingjia).

Beide Systeme wurden in unterschiedlicher Stärke und Ausprägung vom Daoismus, vom Konfuzianismus und auch vom Buddhismus übernommen, sodass im Laufe der Jahrhunderte viele unterschiedliche Schulen und Auffassungen entstanden.

Kranich

Da der chinesische Ansatz immer praxisbezogen ist, wäre es nicht richtig, theoretisierend von „Denkschulen“ zu sprechen. Daher führte ich schon vor längerer Zeit den Begriff „Chinesische Denk- und Handlungsschulen“ ein.

Nun zur Spiritualität. Das mittelalterliche spiritualitas bedeutet Geistigkeit, inneres Leben oder auch geistiges Wesen und steht im Gegensatz zu Materialität. Das (alt-)lateinische spiritus hat vielfache Bedeutungen, die von Atem, Hauch, Luftzug über Geist oder Seele bis zu Begeisterung oder sogar Mut reichen. Spirituell wäre somit meist mit „geistig“ zu übersetzen.

Interessanterweise entwickelte sich Spiritualität im alten China entlang anderer Wege als im Westen. Während es bei uns möglich war, getrennt zwischen Materie und Geist zu unterscheiden, setzte sich in China eine „Sichtweise der Zusammenhänge“ durch. Die „Drei Schätze“ Körper, Energie und Geist werden als untrennbar gesehen und stehen in ständiger Wechselwirkung. Daraus ergibt sich, dass Spiritualität in China nie als „rein geistig“ begriffen werden konnte.

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